Sebastian Gorka macht es einem nicht leicht. Während man bei vielen anderen MAGA-Propagandisten schnell abwinkt, weil ihre Aussagen so krude verschwörungstheoretisch sind, dass man sie nicht ernst nehmen will und kann, ist Gorka ein hochintelligenter Mann. Er meint was er sagt, und das macht ihn gefährlich.
Sebastian Lukács Gorka, geboren am 22. Oktober 1970 in London, ist ungarischer Herkunft.
Seine Eltern flohen nach dem Ungarnaufstand nach Großbritannien. Dort wuchs er auf und diente vermutlich in der britischen Armee im militärischen Nachrichtendienst. Ganz geklärt ist das nicht.
Gorka kehrte 1922 nach Ungarn zurück, wo er zunächst im Verteidigungsministerium arbeitete. 1997 erwarb er in Budapest einen Master in Internationalen Beziehungen, ab 1998 arbeitete er als Berater für die ungarische Regierung von Josef Antall.
Nach dem Fall der Mauer 1989 wechselte Gorka zu Viktor Orban, gründete aber 2007 mit zwei ehemaligen Abgeordneten der rechtsextremen Jobbik eine eigene Fraktion. Außerdem soll er Mitglied des Ordens "Vitézi Rend" sein, der vom Reichsverweser Miklos Horthy, einem bekennenden Antisemiten und Nazi-Kollaborateur, gegründet wurde. Diese Mitgliedschaft wird jedoch von Gorka bestritten, angeblich sei nur sein Vater Mitglied gewesen. Das konnte bisher nicht geklärt werden, da die Mitgliederlisten geheim sind.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde Sebastian Gorka zum Anti-Terror-Experten des ungarischen Fernsehens. Seit 2012 ist er US-Staatsbürger und zählt zu den engen Freunden von Stephen Bannon, für dessen Alt-Right-Plattform Breitbart Gorka auch als Redakteur arbeitete. Auf diesem Weg gelangte er bis ins Weiße Haus.
Von Januar bis August 2017 diente er als Deputy Assistant im National Security Education Board, dem Nationalen Rat für Sicherheitserziehung von Donald Trump. Als John F. Kelley in der Endphase der Trump-Administration das Weiße Haus als Stabschef übernahm, musste Groka gehen. Es ist unklar, ob er „gefeuert“ wurde oder selbst ging.
Berater für drei Regierungen in drei verschiedenen Ländern
Lebensläufe sind meist unsexy, aber bei Gorka lohnt sich ein Blick, zumal es einige Unklarheiten und damit Fragen gibt: Klar ist nur, dass Gorka es geschafft hat, für drei Regierungen in drei verschiedenen Ländern in drei hochrangigen Positionen zu arbeiten. Seine Arbeit für die ungarische Regierung und für Donald Trump ist natürlich gut dokumentiert, unklar ist, welche Position und Aufgaben Sebastian Gorka beim Nachrichtendienst der britischen Armee hatte. Hier gehen die Berichte weit auseinander, von „Einsatz in Nordirland“ bis „Aufklärung von Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien“. Gorka selbst trägt nicht zur Aufklärung bei und die jeweils angegebenen Daten widersprechen sich.
Deutlich wird aber, dass Gorka sein ganzes Berufsleben um „nachrichtendienstliche Fragen und Aufgaben“ mit dem Schwerpunkt islamistischer Terror aufgebaut hat - und das für drei Regierungen in drei Ländern. Sagen wir es so: Alltäglich ist das nicht.
„Putting pig heads on a fence at the Hungarian border to keep Muslims out“.
Sebastian Gorka ist ein Überzeugungstäter. Seine Haltung zum Islam hat er in einem heftig umstrittenen Buch mit dem Titel „Defeating Jihad“ dargelegt. „Our enemy is the global jihadi movement, a modern totalitarian ideology rooted in the doctrines and martial history of Islam whose goals are building an empire, suppressing false Muslims, and engaging in guerilla warfare against infidels.“ Damit vertritt er exakt die Trump-Bannon-Linie als glühender Verfechter einer „Anti-Dschihad-Ideologie“. Gorka sieht sowohl die EU als auch die USA durch die mögliche Einführung der Scharia durch „Horden“ unschuldiger Muslime ernsthaft bedroht. Diese "Horden", so Gorka, könne man am besten fernhalten, indem man “„Putting pig heads on a fence at the Hungarian border to keep Muslims out“. Und weiter: Um den islamischen Staat (ISIS) zu bekämpfen, müsse man außerdem die „political correctness“ ablegen.
Im ehemaligen Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn hatte Gorka einen begeisterten Anhänger seiner Anti-Dschihad-Thesen gefunden. Mehrere amerikanische Sicherheitsexperten stellen Gorkas Kenntnisse und Glaubwürdigkeit jedoch nachhaltig in Frage und sagen, er habe nicht das Zeug zum Berater für nationale Sicherheitspolitik im Weißen Haus. Auch von wissenschaftlicher Seite wird seine Expertise angezweifelt. Der Islamexperte Will McCant vom Center for Middle East Policy schrieb auf X (Twitter) an Gorka: "Die Verachtung von Komplexität mag Sie bei einer bestimmten Art von Kriegsparteien beliebt machen, aber sie macht Sie zu einer schrecklichen Analytikerin und Politikerin“. Für seine Terroranalysen erhielt Gorka aber auch Unterstützung, sogar von Medien wie Forbes, zumal er - und das gehört zur Wahrheit dazu - immer wieder betont, dass er sich „nicht im Krieg mit dem Islam“ befinde, sondern eben mit den Dschihadisten.
„Who are those who should fear the return of my Boss?“
Aktuell ist Gorka bei Salem News mit seiner eigenen Sendung "America First" zu sehen. Salem News ist ein Medienverlag mit eigenem Streaming-Kanal und rund 28 Millionen Zuschauern im Monat. Auf X (Twitter) folgen Sebastian Gorka ca. 1,5 Millionen Menschen. Interessanterweise hat er auf seinem Twitter-Account das Profilbild von Donald Trump hinterlegt. Auf Instagram hat er noch einmal eine halbe Million Follower. Nicht ganz so erfolgreich ist er auf Rumble, wo er zwar rund 400.000 Follower hat, seine Sendungen aber durchschnittlich nur von rund 5000 Zuschauern verfolgt werden. Neben seiner Medientätigkeit ist er auch häufig Gast bei Vorträgen und Podiumsdiskussionen. Interessanterweise auch in Großbritannien und bei so ehrenwerten Institutionen wie beispielsweise der Oxford Union Society. Der direkte Kontakt zum Publikum ist eine seiner Stärken. Da er in Großbritannien aufgewachsen ist, ist er durch die harte Rednerschule des dortigen Schul- und Universitätssystems gegangen und kann durchaus überzeugend auftreten. Von seinem Auftritt in Oxford am 24. Januar 2024 stammt auch das obige Zitat. Und er gibt auch gleich die Antwort: Fürchten sollten sich der Iran, die ISIS und der Hamas und interessanterweise nennt er auch noch: Putin.
Quellen:
https://jezebel.com/what-did-sebastian-gorka-do-in-the-british-army-1793736609
https://www.nytimes.com/2017/02/17/us/politics/dr-sebastian-gorka.html
https://www.businessinsider.com/sebastian-gorka-trump-bio-profile-2017-2
https://www.amazon.de/Defeating-Jihad-Winnable-Sebastian-Gorka/dp/
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