Jackson Hinkle ist erst 24 Jahre alt und hat bereits eine erstaunliche politische Karriere hinter sich: Während er 2019 noch mit linksliberalen Ansichten für einen Stadtratsposten in San Clemente, Kalifornien, kandidierte, vertrat er 2020 bereits extrem konservative und verschwörungstheoretische Ansichten. Innerhalb eines Jahres wandelte er sich vom Anhänger von Bernie Sanders zum Unterstützer von Donald Trump. Im Jahr 2020 startete er dann seinen YouTube-Kanal mit der Sendung „The Dive“ und ist heute einer der zehn wichtigsten pro-russischen US-Influencer in den sozialen Medien.
Jackson Hinkle bezeichnet sich selbst als »American Conservative Marxist-Leninist« und bekennt sich zum »MAGA-Kommunismus«. Mit dieser kruden Mischung und dem offensichtlichen innewohnenden Widerspruch haben er und seine Anhänger aber kein Problem. Sie sehen sich vielmehr als Gegengewicht zur liberalen Elite und als Vertreter der amerikanischen Arbeiterklasse.
Jackson Hinkle unterstützt seit 2022 Wladimir Putin, den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und verkündet auch schon mal - nachdem die ukrainische Armee nun Awdijiwka räumen musste - dass Putin den Krieg nun gewonnen habe. Neben Putin unterstützt er auch den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, lobt Stalin und stellt sich nach dem terroristischen Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 auf die Seite Palästinas. Diese Haltung brachte ihm innerhalb weniger Wochen Millionen neuer Follower ein - vor allem arabische Muslime. Auf X (Twitter) stieg sein Account innerhalb weniger Tage von ca. 400.00 auf ca. 2,5 Millionen Follower. Da es vor dem 7. Oktober kaum nachweislich antisemitischen oder israelfeindlichen Posts auf seinen Accounts gab, muss man Hinkle hier auch menschenverachtenden Opportunismus unterstellen, um mit seiner Pro-Hamas-Haltung Geld zu machen. Nachdem Elon Musk auf X (Twitter) angekündigt hatte, dass Beiträge, die mit der Funktion "Community-Notizen" auf die Verbreitung von Fake News geprüft werden, nicht mehr bezahlt werden, hatte Hinkle zahlreiche Beiträge mit Fake News gelöscht.
Seine extremen Äußerungen und Einstellungen führten aber auch dazu, dass er von fast allen Social-Media-Plattformen - außer Twitter und Rumble - gesperrt wurde. Daran sind, seiner Meinung nach die Zionisten schuld. So gepostet auf X am 13. Februar 2024.
Die mit Abstand meisten Follower hat Hinkle auf X (Twitter) mit rund 2,5 Millionen Usern. Deutlich weniger sind es auf Instagram oder der Streaming-Plattform Rumble. Dort hat er zwar „nur“ 110.000 registrierte Follower, seine Sendungen werden aber im Schnitt von rund 30.000 bzw. 50.000 Zuschauern gesehen. Das wäre ein sehr guter Schnitt, denn damit würde jeder zweite Follower seine Sendungen regelmäßig sehen.
Die Plattform Rumble ist vor allem bei Rechten und Alt-Right-Anhängern sehr beliebt. Das Unternehmen ist stolz darauf, dass es auf der Plattform keine „Cancel Culture“ gibt und eine „Free Speech„-Alternative zu YouTube sein soll. Deshalb tummelt sich hier die Crème de la Crème der Alt-Right- und MAGA-Unterstützer Trumps, von Steve Bannon bis Ben Shapira.
Eine etwas größere Plattform hat Hinkle auch auf TikTok mit rund 244.000 Followern und jeder Menge Backup-Accounts mit ähnlichen Namen, falls mal wieder einer gesperrt wird. Dort steht er auch schon mal mit einem Palästinensertuch um den Hals in einer Demonstration zu heroischer Musik oder ruft zum Boykott von Starbucks auf.
Ultranationalisten in China laden Hinkle ein
Jackson Hinkle ist in seiner politischen Ausrichtung allerdings zu widersprüchlich, um für eine Mehrheit anschlussfähig zu sein oder von etablierten MAGA-Influencern ernst genommen zu werden. Dennoch deckt Jackson Hinkle ein wichtiges MAGA-Spektrum ab: männlich, weiß, jung, links - und ja: international. Dafür, dass die MAGA-Bewegung sehr amerikazentriert ist, reist Hinkle erstaunlich viel - vor allem zu den Potentaten und Diktatoren dieser Welt. So war er mehrmals in Russland, hatte Auftritte beim russischen Sender RT und erst im Januar 2024 konnte man ihn als Gast in China erleben, als Redner bei einer Veranstaltung der chinesischen Ultranationalisten in Shanghai.
Organisiert wurde die Veranstaltung von der Plattform „Guancha“, die sich strikt als „Anti-CNN“ und ebenso strikt antiwestlich versteht. Guancha-Gründer Rao Jin ist ein Führungskader der chinesischen Einheitspartei. Neben Hinkle trat dort auch der russische rechtsnationale Ideologe Alexander Dugin auf sowie ein weiterer MAGA-Kommunist, Grayson Walker, der sich selbst als Marxist-Leninist bezeichnet und auf YouTube den Kanal „Infrared“ mit ca. 60.000 Followern betreibt. Auf X (Twitter ist er übrigens gesperrt). Für den 12. März hat Jackson Hinkle übrigens eine Konferenz in Austin angekündigt, die Amerika vom neoliberalen Einfluss befreien will.
Hinkle ist schwer einzuschätzen: Einerseits ist Marxismus-Leninismus in Amerika ein absolutes Minderheitenprogramm, andererseits ist er durch seine Pro-Hamas- und Pro-Putin-Haltung recht populär. Dennoch vermittelt Hinkle in seinen Videos und Sendungen nicht den Eindruck eines Überzeugungstäters, und obwohl er angeblich ein MAGA-Anhänger ist, bekommt man den Eindruck, dass hier jemand ohne Skrupel ein populäres Pferd so lange (monetär) reitet, bis es zusammenbricht. Sollte Trump im November nicht Präsident der USA werden, bin ich ziemlich sicher, dass Hinkle andere populistische Themen finden wird. Bis dahin aber kann er mit seinen 2,4 Millionen Followern auf Twitter viel Unsinn im Wahlkampf anstellen.
Quellen:
https://www.pewresearch.org/short-reads/2022/12/21/key-facts-about-rumble/
https://jungle.world/artikel/2023/47/verdrehte-weltsicht
https://medium.com/doublethinklab/tracing-control-and-influence-at-guancha-news-54219a0f8203
https://www.youtube.com/hashtag/jacksonhinkle
© Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.