EPOCH TIMES

Die Quasi-Seriöse

"Wahrheit und Tradition" lautet das Motto der Epoch Times gleich im Titel. Anfang der 2000er Jahre in New York von Falung Gong-Anhängern gegründet, ist die Zeitung unter US-Chinesen sehr beliebt. Unter anderem, weil die Epoch Times einen strikt antichinesischen und antikommunistischen Kurs fährt. Bereits 2005 expandierte die Zeitung nach Europa und erschien auch in deutscher Sprache. Gleichzeitig baute sie ihre Internetpräsenz aus. Laut einem NBC-Bericht aus dem Jahr 2021 verzeichnete die Epoch Times rund drei Milliarden Aufrufe auf verschiedenen Streaming-Plattformen. Mit ihren Videoinhalten übertrifft sie sogar alle traditionellen Plattformen.  

Mit Beginn der Flüchtlingskrise seit etwa 2015 driftet die deutsche Epoch Times nach rechts. So wurden Pegida-Demonstrationen von der Plattform live übertragen. Eine statistische Analyse der "Zeit" kam 2017 zu dem Ergebnis, dass die Epoch Times zum Leitmedium am rechten Rand aufgestiegen ist, indem sie gemäßigte AfD-Wähler bedient. 

Es ist aber keineswegs so, dass die Epoch Times nur den rechten Rand bedient. Sie gibt sich - auch in der deutschen Ausgabe - über weite Strecken einen seriösen Anstrich. Viele Meldungen und Berichte könnte man so oder ähnlich auch in anderen Zeitungen lesen. Das macht die Einordnung nicht ganz einfach. Aber gerade bei den Themen Zuwanderung, Islam und Corona-Impfung hat es eine deutlich rechte und verschwörungstheoretische Schlagseite. Noch etwas deutlicher wird die Ausrichtung bei Epoch Times TV: Hier wimmelt es nur so von Corona- Impf- und Genderthemen, interessanterweise aber nicht von Flüchtlingsthemen. Dafür werden hier bekannte rechte Gesichter wie Ballweg oder Krall ebenso gefeatured wie Kemmerich.

Den großen Durchbruch als einflußreiche Plattform kam 2016/2017. Von Beginn an unterstützte sie den Wahlkampf  von Donald Trump mit 11 Millionen Dollar für Pro-Trump Werbeanzeigen auf Facebook - mehr als die meisten demokratischen Präsidentschaftskandidaten für ihre eigenen Kampagnen ausgegeben haben. Die Strategie, auf Trump und Facebook zu setzen, hat die Epoch Times zu einem medialen Kraftpaket auch am rechten Rand der USA gemacht. Die Epoch Times rühmt sich, die viertgrößte Zeitung des Landes zu sein, gemessen an der Zahl der Abonnenten. Gleichzeitig ist aber auch eine globale Desinformationsmaschine entstanden, die immer wieder Narrative von Randgruppen in den Mainstream trägt. 

Im aktuellen US-Wahlkampf hat sich die Epoch Times offenbar noch nicht entschieden, welchen Kandidaten sie unterstützen wird. Es würde aber an ein Wunder grenzen, wenn es nicht Donald Trump wäre. Jedenfalls stellt die Epoch Times im Hinblick auf die US-Wahlen derzeit zahlreiche Journalisten und TV-Veteranen ein, bezieht neue Büros und treibt die Vorbereitungen für Anzeigenkampagnen voran. Derzeit scheint die Epoch Times vor allem für sich selbst in den Regionen Denver, Cleveland und Portland mit großen Plakatwänden (Billboards)  zu werben.

Wer einen X (Twitter) Account hat, kommt derzeit an der Epoch Times wohl nicht vorbei. Der Verlag gibt wohl seit Monaten eine (Un-)Menge Geld für Werbung auf Twitter aus. Eine direkte Werbekampagne für die AfD oder zur EU-Wahl gibt es zwar nicht. Aber täglich finden sich mindestens ein bis zwei gesponserte Tweets mit verschwörungstheoretischem Inhalt in der Timeline. Auf Facebook darf die Epoch Times seit 2019 allerdings keine Werbung mehr schalten.  Ein Facebook-Sprecher begründet den Schritt: Man habe bereits in der Vergangenheit Accounts gelöscht, die gegen die Werberichtlinien von Facebook verstoßen hätten. Die Epoch Times hatte unter anderen Namen wie "Honest Paper" und "Pure American Journalism" für verschwörungstheoretische Inhalte geworben.

Statt Facebook nun Youtube: 2020 hat die Epoch Times schätzungsweise 930.000 Dollar für digitale Werbung in Form von Videos und Desktop-Anzeigen ausgegeben. Über 95 % der Ausgaben entfielen dabei auf YouTube. Doch etwas anders als viele anderen Medien in diesem politischen Spektrum, ist die Epoch Times "... kein Treiber, sie spinnen keine neuen Verschwörungstheorien, sie verstärken das, was bereits bekannt ist",  sagt  Angelo Carusone, Präsident und CEO der Medienaufsichtsbehörde Media Matters for America. "Es gibt eine unglaubliche Nachfrage nach einer Erklärung für die Welt, die sich um einen großen Bösewicht dreht, die Epoch Times bietet diese sehr einfache Erzählung an.“ So Carusone weiter. 

Das scheint vor allem in Deutschland auf fruchtbaren Boden zu fallen. 

Den insgesamt neun Accounts, die diese Plattform auf Twitter eingerichtet hat (u.a. auf Deutsch, Brasilianisch, Tschechisch, Englisch), folgen jeweils rund 700.000 Follower. Die Ausnahme: Der tschechische Account fällt mit rund 800 Followern extrem ab. Auf Facebook Deutschland hat Epoch Times rund 850.000 Follower. 

Quellen:

Right Wing Extremism and The Epoch Times in Atlantic Canada

https://www.fr.de/politik/nicht-kritikfaehig-11494322.html

https://www.fr.de/politik/rechter-hass-epochtimes-11035553.html

https://www.epochtimes.de/epochtv

Epoch Times Wins 16 Awards at Annual Newspaper Conference

Facebook bans The Epoch Times from advertising on its platform

https://www.nbcnews.com/news/us-news/epoch-times-falun-gong-growth-rcna111373

https://www.theguardian.com/us-news/2021/apr/30/falun-gong-media-epoch-times-democrats-chinese-communists

https://www.rmpbs.org/blogs/news/epoch-times-billboards-denver/

 

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